Vom Bienenstock zur Kerze - die Wachsgewinnung

Vom Bienenstock zur Kerze - die Wachsgewinnung

Bienenwachs wird von den Bienen verwendet, um die Waben im Bienenstock zu bauen. Die Waben dienen als Lagerraum für Honig, Pollen und Brut. Für die kleinen Nachkommen legt die Königin in jede einzelne Brutzelle ein Ei. Da diese Brutwaben zur Aufzucht der Maden dienen, haben sie schnell ausgedient - doch dazu später mehr.

Die Entstehung von Bienenwachs

Das Geheimnis beginnt in den winzigen Körpern der fleißigen Bienen selbst. Bienen produzieren Bienenwachs in speziellen Drüsen in ihrem Hinterleib, den sogenannten Wachsdrüsen. Diese Drüsen produzieren winzige Wachsplättchen, die von den Bienen ausgeschieden werden. Doch wie entsteht dieses Wachs?

Die Arbeiterinnenbienen tragen Nektar, den sie von Blumen gesammelt haben, zurück zum Bienenstock. In ihren Wachsdrüsen wird der Nektar zu Honig umgewandelt, während gleichzeitig winzige Wachsplättchen gebildet werden. Diese Plättchen werden von den Bienen mit ihren Mandibeln abgekratzt und gekaut, um sie weich und formbar zu machen. Auf diese Weise entsteht das kostbare Bienenwachs, das die Grundlage für den Wabenbau bildet.

Warum Bienen ihre Waben mit Bienenwachs bauen

Die Verwendung von Bienenwachs für den Bau ihrer Waben ist kein Zufall, sondern ein raffinierter evolutionärer Trick, der den Bienen zahlreiche Vorteile bietet.

Erstens ist Bienenwachs ein äußerst vielseitiges und robustes Baumaterial. Es ist leicht formbar, aber dennoch stabil genug, um das Gewicht von Honig, Pollen und Brut zu tragen. Die sechseckige Struktur der Waben bietet den Bienen auch maximalen Stauraum bei minimalem Materialeinsatz.

Darüber hinaus hat Bienenwachs natürliche antibakterielle und antivirale Eigenschaften, die dazu beitragen, den Bienenstock sauber und frei von Krankheiten zu halten. Die Bienen nutzen das Wachs auch, um Öffnungen und Oberflächen im Bienenstock zu versiegeln und so das Eindringen von Krankheitserregern oder Schimmel zu verhindern.

Ein weiterer Grund für die Verwendung von Bienenwachs liegt in seiner Fähigkeit, Wärme zu speichern. Die Waben dienen als Isolationsschicht, die den Bienen hilft, die Temperatur im Bienenstock zu regulieren und so ihre Brut und ihren Vorrat an Honig und Pollen zu schützen.

Wie Bienenwachs zu seiner typischen Farbe kommt

Bienen sammeln nicht nur Nektar von Blumen, sondern auch Pollen. Der Pollen, den die Bienen in den Bienenstock bringen, kann verschiedene Farben haben, je nach den Blumen, von denen er stammt. Da Pollen stark färbend ist, kann er dem Bienenwachs eine goldgelbe Farbe verleihen.

Doch Bienen nutzen nicht nur Wachs, sondern auch Propolis, eine harzige Substanz, um den Bienenstock zu versiegeln und zu desinfizieren. Propolis hat eine dunkle, bräunliche Farbe, die sich mit dem Wachs vermischen kann und es dunkler erscheinen lässt.

Während das Wachs im Bienenstock seinem Zweck dient, können Reste von Brutabsonderungen oder Rückstände von Pollen und Propolis im Wachs verbleiben. Diese Verunreinigungen können dazu beitragen, dass das Wachs eine dunklere Farbe annimmt.

Der Imker entnimmt dem Bienenstock das Wachs

Zunächst werden meist die Honigwaben aus dem Stock entnommen. Beim Prozess der Honiggewinnung entsteht das Entdecklungswachs. Eine dünne Wachsschicht, die die Biene über die Honig gefüllten Zellen gelegt hat. Sie signalisieren den anderen Bienen, dieser Honig ist reif und kann eingelagert werden.

Honigwaben werden entdeckelt - Honigherstellung

Zum Schleudern muss diese Schicht allerdings sorgfältig entfernt werden. Der Imker nutzt u.a. eine spezielle Entdecklungsgabel mit der er die Wachsschicht vorsichtig abkratzt. Das Entdeckelungswachs ist ein sehr reines, sauberes und daher fast weißes Wachs. Würde man daraus die Honigreste entfernen hätte man ein sehr schönes, helles Wachs - eigentlich viel zu schade für Kerzen. Deshalb wird das meiste davon dem Bienenstock wieder zugeführt.

Für die Kerzenherstellung viel interessanter ist das Wachs, welches eben nicht mehr dem Bienenstock dienen kann. Das sind beispielsweise ausrangierte Brutwaben oder nicht mehr notwendige Pollenwaben.

Übrigens: Dem Imker geht das Tierwohl und somit die Sauberkeit im Bienenstock über alles. Nur dadurch kann er das Leben seiner Bienen sichern. Deshalb wird dem Bau alles unreine entnommen und alles gute und saubere gelassen. Das bedeutet allerdings nicht, dass Bienenwachskerzen nur aus dem Unrat eines Stockes bestehen. Schließlich wird das Wachs ja vor der Kerzenherstellung gründlich gereinigt. Das bedeutet, dass Bienenwachs voll von naturgegebenen Inhaltsstoffen ist. Und genau das macht die Bienenwachskerze so besonders.

 

Von der Wabe zum Wachsblock - die einzelnen Schritte der Vorbereitung

Wachs vom Bienenstock trennen

Das trennen vom Holzrähmchen und dem Wachs ist eine langwierige Angelegenheit. Klar könnte man einfach das Wachs heraus brechen. Zurück blieben allerdings Reste die am Rähmchen kleben, z.B. weil Propolis von den Bienen untergemischt wurde. Diese wertvolle Propolis möchten wir natürlich in unseren Kerzen nicht missen.

Um also die beste Ausbeute an Wachs zu bekommen nutzt der Imker einen Wachsschmelzer. Der kann selbst gebaut mit Sonnenkraft angetrieben sein - was allerdings lange dauert und heiße Sommertage voraussetzt. Schneller geht es mit einem Dampfwachsschmelzer. Wie beim Einkochen wird auch hier heißer Wasserdampf genutzt um das gesamte Wachs zu schmelzen. Je größer das Gefäß, desto mehr Rähmchen, sprich Wachs kann auf einmal gewonnen werden.

Toller Nebeneffekt: die Rähmchen werden gleichzeitig gereinigt und desinfiziert.

Ich nutze übrigens einen selbst gebauten Dampfwachsschmelzer. Er besteht aus einer großen Tonne in die der Schlauch eines Dampfgerätes eingeführt wird. Am unteren Rand dieser Tonne ist ein einfaches Loch, aus dem dann das geschmolzene Wachs heraustropft.

 

Das Reinigen des Wachses

Nur weil das Wachs dem Stock und seinen Einbauten entnommen wurde, ist es noch lange nicht einsatzfähig. Denn jetzt steht der Reinigungsprozess an. Dabei wird das Wachs aus dem Wachsschmelzer nochmals geschmolzen und mit etwa 30% reinem, sauberen Wasser aufgekocht. Ein schwieriger Prozess der nicht ganz ungefährlich ist. Bei zu großer Hitze brodelt diese Wachs-Wasser-Gemisch nämlich ganz schön auf. Es ist ein Wunder, dass ich mir dabei noch keine Verbrennungen zugezogen habe.

Noch heiß und brodelnd inklusive dem Wasseranteil wird das Wachs in Behälter gegossen. Der Behälter muss jetzt sehr, sehr langsam abkühlen. Dabei trennt sich nämlich das Wachs und das Wasser (Wachs besteht hauptsächlich aus Fett, schwimmt also oben). Während das Wasser zu Boden fällt und all die Schmutzpartikel mitnimmt, steigt das gereinigte Wachs an die Oberfläche.

Nach dem Abkühlen - was mindestens 24 Stunden dauern sollte - kann nun der Schmutz vom Wachs abgekratzt werden. Ja, leider klebt der Schmutz am Wachs. Es wäre schön, wenn der Schmutz im Wasser schweben würde. Dieser Vorgang muss - je nach Verschmutzungsgrad - öfters wiederholt werden. Erst dann ist das Wachs bereit zur Kerze zu werden.

Fazit

Ihr seht, welch aufwendiger Prozess alleine die Wachsgewinnung ist und da ist noch nicht mal eine einzige Kerze gegossen. Verständlich das Bienenwachskerzen ihren Preis haben. Wenn du das nächste mal deine Bienenwachskerze anzündest, dann denke daran, dass die Biene dafür einmal mal um den Erdball geflogen ist um genug Energie zu sammeln um überhaupt das notwendige Wachs zu produzieren.

Und denk an die Liebe die meine Imker und ich bei der Produktion in deine Kerze gesteckt haben. Wir haben es gerne getan, für dich, für die Bienen und für die Natur.

Eure Andrea

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